Herr Küffer, wozu braucht ein Unternehmen oder eine Organisation ein akustisches Logo?
Küffer: Für viele ist der Begriff noch ungewohnt, aber wenn man mal genau überlegt, dann finden wir Erkennungsmelodien doch überall in unserem Alltag – in der Werbung, in Warteschleifen, bei Radio- und Fernsehsendern. Einer der bekanntesten Jingles in Deutschland dürfte der der Telekom sein. Musik ist eine starke Form der emotionalen Ansprache und Bindung. Und was für einen Künstler legitimes Mittel zum Zweck ist, das darf auch einer einzelnen Marke recht sein. Aus der Marke wird dann eine Audiomarke.
Wie haben Sie sich der Audiomarke für die ADG angenähert?
Küffer: Ich hatte zum Glück keine Vorgaben. Die Komposition sollte nur flexibel einsetzbar sein. Im ersten Schritt ging es deshalb für mich darum, die Seele der ADG zu verstehen. Da ich die Akademie bereits aus früheren Projekten kannte, war mir ein wichtiger Aspekt bereits vertraut: die Kombination aus Tradition – die sich aus dem Standort in Montabaur und der genossenschaftlichen Idee ergibt – und Modernität – die jeder versteht, wenn er über den Campus geht oder die Angebote der ADG nutzt. Daraus habe ich abgeleitet, dass wir etwas brauchen, bei dem klassische und elektronische Elemente zusammenfinden.
Und wie ging es dann weiter?
Küffer: Die Buchstaben A, D und G waren für mich natürlich eine Steilvorlage – schließlich kommen sie alle drei in der Tonleiter vor. Ich fing an, mit diesem Dreiklang zu experimentieren, und siehe da: Es ergibt sich ein dynamischer Sound, der Klarheit und Kraft ausdrückt und einen offenen Klang hat, weil er weder Dur noch Moll ist. An diesem Punkt erkannte ich bereits die Parallele zum Genossenschaftlichen: die Offenheit für neue Entwicklungen.
Auch der Dreiklang als ADG-Markenzeichen an sich muss Ihnen ins Konzept gepasst haben …
Küffer: Unbedingt! In der Musik steht der Dreiklang für den Aufbruch einer Melodie oder das Wachstum eines Themas. Er ist zugleich ein Grundkonstrukt der Harmonielehre und Ausdruck aller Harmonie. So wie die Zahl Drei in Mystik und Religion an sich für etwas Vollständiges, Vollendetes oder Vollkommenes steht.
Wie haben Sie aus diesen Überlegungen heraus die Musik entwickelt?
Küffer: Für mich ist wichtig, dass meine Gedanken immer frisch bleiben. Ich habe mich also nicht drei Tage in mein Kämmerlein eingeschlossen und wild am Klavier herumprobiert, sondern immer so ein bis zwei Stunden am Computer experimentiert, bis ich erste musikalische Skizzen beisammenhatte. Mit denen bin ich dann zu Freunden ins Tonstudio gegangen. Da haben wir viele Sounds am Rechner durchlaufen lassen und schließlich auch reale Instrumente wie den Flügel und die Harfe eingesetzt.
Irgendwann kam dann der Moment, wo das Ganze fertig war?
Küffer: Ach, diesen Moment gibt es nie wirklich. Sobald ich meine Arbeit abgeliefert habe, kommen tausend Fragen und Zweifel hinterher. Aber ich bin dann auch ganz der Bühnenmusiker. Der kann es sich auch nicht noch mal nachträglich überlegen, ob und wie er es anders oder besser machen könnte – gespielt ist gespielt.
Über Daniel Küffer
Vom Einzel- zum Zusammenspiel Daniel Küffer ist in der Nähe von Bern aufgewachsen und wurde in eine durch und durch musikalische Familie hineingeboren. Die Eltern musizierten leidenschaftlich und Daniel sowie seine drei Geschwister von Kindesbeinen an auch. Wenn man das kein Naturtalent nennt: Nach seinen Anfängen mit der Klarinette kam mit 17 Jahren der Moment, als Küffer erstmals ein Saxophon ausprobierte, am offenen Fenster. „Zehn Minuten später klingelte ein Nachbarsjunge an der Tür. Er hatte mich Spielen gehört und erzählte, seine Band suche noch einen Saxophonisten.“ Und so fand sich Daniel wenige Wochen später auf dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest wieder – vor mehr als 5.000 Menschen. Er studierte an der Swiss Jazz School in Bern und startete eine professionelle Musikerkarriere, spielte an der Seite von Größen wie Andreas Vollenweider. Der Wendepunkt kam mit dem Aufkommen der Streamingdienste. „Da wurde mir klar – Du musst Dich neu erfinden, da entstehen völlig andere Formate.“ Er experimentierte mit Auftritten, die eine Mischung aus Autorenlesung, Musik und begleitender Illustration waren – bis eine Konzern-Personalchefin ihn fragte, ob er auch auf einem Firmenevent performen würde. „Das war die Geburtsstunde von ZusammenSpiel.“ Seitdem tritt Küffer mit dem Pianisten Martin Villinger und der Malerin Michaela Maria Drux auf Firmenveranstaltungen zu Themen wie Change-Management und Mitarbeitermotivation an. www.zusammenspiel.ch