Schon in der Antike gab es das Konzept der Denkschule. Im Gegensatz zur klassischen Schule gingen Schüler zusammen mit ihren Meistern auch der Frage nach, wie sie mit ihren Erkenntnissen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft weiterbringen konnten. Auch Wissenschaft und Forschung spielten dabei eine große Rolle. Die Lehrinstitute boten Schülern und Gelehrten einen festen Begegnungsort, an dem man zusammenkam und sich mit seinesgleichen wie zu Hause fühlen durfte. Dass es nicht nur um die Vermittlung von Lerninhalten geht, spürt man auch auf Schloss Montabaur und dem dazugehörigen Campus. Hier ist Raum für freies, auch mal unkonventionelles Denken, wobei immer der Mensch im Mittelpunkt steht – also genau die richtige Atmosphäre, um innovative Lösungsansätze für bevorstehende ökonomische Herausforderungen zu entwickeln. Damit handelt die ADG in der Tradition anderer wegweisender Denkschulen der Geschichte.
Um 390 vor Christus: PLATONISCHE AKADEMIE - Die erste ihrer Art
Platons Bildungsstätte in Athen war zu seiner Zeit revolutionär. In einer Parkanlage namens Akademeia baute er die bereits bestehende traditionell unterrichtende Schule, das Gymnasion, nach seinen Vorstellungen aus. Lehrer und Schüler forschten und lehrten gruppenweise zusammen. Ältere Schüler übernahmen also auch Lehrtätigkeiten. Außerdem ungewöhnlich: Der Unterricht war kostenlos, und es herrschte das Prinzip der Gleichberechtigung der Lernenden, was bedeutete, dass es keine Rangordnung gab, die auf Abstammung oder Herkunft beruhte. Auch Frauen sollen an der Akademie angenommen worden sein. Als berühmtester Schüler gilt Aristoteles.
Um 300 vor Christus: STOA - Menschenwürde für alle
In seiner von ihm gegründeten Lehranstalt Stoa in Athen sammelte der Philosoph Zenon von Kition seine Anhänger um sich, die später die Gemeinschaft der Stoiker ins Leben riefen. Damals herrschten nach dem Tod Alexanders des Großen unruhige politische Zeiten, die Gesellschaft musste sich neu definieren, und die Menschen suchten nach Orientierung. Die Stoiker entwickelten eine umfassende Theorie, die unter anderem besagte, dass alle Individuen auf der Welt miteinander verwandt sind. Die Schlussfolgerung lautete, dass auch Sklaven, Nichtrömern und Frauen die gleiche Menschenwürde zustehe wie den Gelehrten. Eine damals gewagte Weltsicht, die jedoch künftige Generationen stark beeinflussen sollte. Auch Kaiser Mark Aurel war ein Vertreter der Stoa.
Um 910: ABTEI VON CLUNY - Christliche Reformer
Im französischen Burgund, in dem kleinen Ort Cluny, stehen noch heute die Überreste des gleichnamigen Benediktiner-Klosters. Von dort ging im 10. Jahrhundert eine Reform aus, welche die Gründer des Klosters, Herzog Wilhelm I. von Aquitanien und Graf von Mâconnais, initiierten. Sie wendete sich unter anderem gegen die damals vorherrschende Verweltlichung und Politisierung der Kirche. Das Kloster von Cluny wollte so unabhängig wie möglich agieren und war daher direkt dem Papst unterstellt und nicht, wie sonst üblich, dem zuständigen Herzog. Diese Unabhängigkeit ermöglichte es den Mönchen, frei zu forschen und wissenschaftlich zu arbeiten. Die Abtei galt als eines der spirituellen Zentren des mittelalterlichen Europas. Viele Klöster schlossen sich der Ordensreform an.
1218 gegründet: UNIVERSITÄT SALAMANCA - Befürworter internationaler Gleichberechtigung
Die Universidad de Salamanca ist eine der ältesten Universitäten weltweit. Im 16. und 17. Jahrhundert entstand dort die sogenannte Schule von Salamanca. Spanien stand zu dieser Zeit als Kolonialreich vor der Herausforderung, Rahmenbedingungen für die Ökonomie in der Alten und der Neuen Welt zu finden. Die entwickelte Juristische Auslegungsmethode formulierte unter anderem ein neues Konzept des Naturrechts, wonach alle Menschen auf der Welt den gleichen Anspruch auf Freiheit, Gerechtigkeit und Handel haben. Sie gilt daher als Begründer des modernen Völkerrechts.
Gegründet 1636: HARVARD-UNIVERSITÄT - Traditionsreiche Bildungsstätte
Harvard ist die älteste Universität der USA und heute Bildungseinrichtung für rund 21.000 Studierende pro Jahr an neun Fakultäten. Herzstück des gesamten Campus ist der Bibliothekskomplex, der aus mehr als 70 Einzelbibliotheken besteht und die größte Universitätsbibliothek der Welt ist. Mehr als 16 Millionen Bücher, Manuskripte und Mikrofilme aus den vergangenen Jahrhunderten stehen dort für die Studierenden und Professoren bereit. Auch die Wissenschaft spielt eine große Rolle an der traditionsreichen Einrichtung. So gilt besonders die medizinische Fakultät als Vorreiter des selbst geleiteten und problemorientierten Lernens in der medizinischen Ausbildung.
Gegründet 1890: UNIVERSITY OF CHICAGO - Geburtsstätte moderner Sozialforschung
An der University of Chicago im US-Bundesstaat Illinois versuchten Forscher, Wissenschaftler und Philosophen Anfang des 20. Jahrhunderts die sozialökonomischen Probleme der Stadt zu ergründen und Lösungsansätze zu finden. Die Bevölkerung der großen industriellen Metropole setzte sich aus vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen, was zu schwerwiegenden sozialen Problemen führte. Die Abteilung für Soziologie der Universität entwickelte dazu ein modernes Forschungsprogramm, heute bekannt als „Chicagoer Schule“. Sie war der Vorreiter für die moderne Empirische Sozialforschung und Stadtsoziologie. William Rainey Harper war von 1891 bis 1906 erster Präsident der Universität.
Gegründet 1924: FRANKFURTER SCHULE - Aufklärer im Exil
Das in Frankfurt ansässige Institut für Sozialforschung war der Ausgangspunkt einer Gruppe von Wissenschaftlern und Philosophen, auch bekannt als „Frankfurter Schule“, die zusammen die „Kritische Theorie“ entwickelten. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen der Vernunft des einzelnen Menschen und der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. 1933 schlossen die Nazis das Institut. Es emigrierte zuerst nach Genf und anschließend in die Vereinigten Staaten, wo es schließlich an der Columbia University in New York eine neue Heimat fand. Während ihrer Zeit in den USA schrieben Max Horkheimer und Theodor W. Adorno die „Dialektik der Aufklärung“, das Buch über ihre berühmte kritische Gesellschaftstheorie. 1951 kehrte das Institut nach Frankfurt zurück.