Schon häufiger in der Geschichte herrschte auf den Märkten Endzeitstimmung. Ob während der Ölpreiskrise in den 70ern und 80ern, der Lehman-Krise 2008/09 oder zuletzt der Corona-Krise. „Der Markt ist tot“, so brachte es Prof. Dr. Tayfun Erbil, Hochschul-Professor für Immobilienmanagement, auf den Punkt. Auf einmal ist Vertrieb – den die Immobilienbranche jahrelang nicht nötig hatte – ein Thema. Zu massiv ist der Druck auf den Märkten. Doch Prof. Dr. Erbil erklärte, warum die Krisen oft noch größer erscheinen als sie wirklich sind: „Schuld“ ist die „Straight Line Theory“, nach der Menschen dazu neigen, sich Vorgänge linear vorzustellen. Der Blick in den Abgrund geht demnach tiefer als das Tal wirklich ist.

Der Dozent der Steinbeis Hochschule Berlin ermunterte hingegen dazu, an Wirtschaftszyklen zu glauben, Learnings aus früheren Krisen heranzuziehen: „Krisen sind eigentlich immer sehr kurz, meist bleiben sie ein Jahr – und dann geht es wieder richtig bergauf. Verluste werden nach Krisen gewöhnlich immer überkompensiert. Deswegen ist für langfristige Investoren so ein kurzer Schock im Grunde genommen egal.“
Fakt ist aber: Der Markt ist aktuell erstarrt. Ukraine-Krieg, Lieferengpässe, Baupreissteigerung, Inflation, Zinserhöhung und Rezession führen zu einer Risikoaversion auf den Investmentmärkten. Die Transaktionsaktivität ist merklich eingetrübt. „Zudem gibt es so viele gescheiterte Deals wie noch nie“, merkte Prof. Dr. Tayfun Erbil an. „Und das macht vielen Angst.“
Doch das „Frozen Frog-Phänomen“ mache Mut zur Hoffnung, wie Prof. Dr. Erbil anführte. Während manche glaubten, dass „der Frosch“ – in diesem Falle der Immobilienmarkt – tot sei, der solle auf den nordamerikanischen Frosch schauen. Der nämlich friert im Winter ein, verliert nahezu all seine Vitalfunktionen, aber wenn der Winter vorbei ist und das Eis schmilzt, lebt der Frosch einfach weiter. „Wenn wir uns an die Analogien der Geschichte halten, wird es dazu kommen“, so Prof. Dr. Erbil.
Liquidität im Alter: Teilverkauf oder Immobilienrente
Ein finanziell sorgenfreies Leben im Alter wünschen sich immer mehr Menschen – und hier kommen zwei Modelle ins Spiel, die auf dem Immobilienmarkt derzeit zu einem großen Thema werden: der Immobilien-Teilverkauf und die Immobilienrente.

„Der Bedarf am Teilverkauf wird immer größer, vor allem, wenn wir sehen, dass bis 2035 13 Millionen Menschen in Rente gehen werden“, so Thomas Weiss von der Volksbank Immobilien GmbH beim ADG-Immobilienforum. Ein monatliches Anfragevolumen in zweistelliger Millionenhöhe bestätigt den Bedarf. Der Wunsch nach verfügbarem Vermögen ist bei 81 Prozent der Befragten ohne aktuell vorhandenem Geldvermögen da. Der kritischen Berichterstattung in den Medien begegnet Thomas Weiss wie folgt: „Wir sehen in zahlreichen Artikeln eine ungenügsame Recherche. Beispielsweise wird regelmäßig geschrieben, dass die Immobilie für die Erben nach einem Teilverkauf weg ist. Dem ist nicht so: Sowohl jeder Teilverkäufer hat ein jederzeitiges Rückkaufsrecht als auch die Erben haben ein Ankaufsrecht. Beides notariell beurkundet. “

Selbst bei dem Model „VR Immoflex“, einer Möglichkeit der Immobilienrente, verbleibt die Immobilie beim bisherigen Eigentümer. Markus Stegmann von der VR Starnberg-Herrsching-Landsberg eG brachte Argumente für dieses Modell: „Der Kunde bleibt Eigentümer seiner Immobilie und partizipiert auch an einer möglichen Wertsteigerung. Außerdem hat er die Möglichkeit auf eine flexible Auszahlungen – einmalig oder monatlich. Wenn die Ersparnisse bei Kunden nahezu aufgebraucht sind, aber der Wunsch da ist, im Eigenheim zu bleiben, kann das eine attraktive Möglichkeit sein.“ Eine Lösung für „Best-Ager“ also, die Liquiditätsbedarf haben, eventuell auch als Zwischenlösung bis zum Immobilienverkauf. Das Wichtigste ist, mit dem Kunden ein individuelles und ausführliches Analysegespräch zu führen. Nur so kann für jeden die optimale Lösung gefunden werden. Markus Stegmann jedenfalls verdeutlichte den Erfolg der VR Immobilienrente: „Aktuell haben wir 160 zufriedene Kunden – Tendenz steigend!“