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    Genossenschaftliche Plattformökonomie im Westerwald: Die Online-Handelsplattform „wällermarkt“

    von Mara Koch

    Seit etwa einem Jahr ist der „wällermarkt“, eine digitale Handelsplattform für regionale Einzelhändler, Erzeuger und Kunden aus der Region Westerwald, online. Die Initiatoren und Vorstände des Projekts, Wendelin Abresch und Andreas Giehl, blicken auf lehrreiche Erfahrungen, Herausforderungen und Überraschungen zurück.   

    Das Thema Plattformökonomie ist derzeit in aller Munde und relevant nicht nur für Banken, sondern auch im Bereich des Einzelhandels und der Erzeugung. Diese Entwicklung haben Wendelin Abresch und Andreas Giehl schon vor einigen Jahren erkannt. Mit der Vision einer „digitalen Fußgängerzone“ durch die Region Westerwald starteten die beiden Gründer 2018 mit dem Projekt „wällermarkt“.

    Auf der Online-Plattform verkaufen regionale Einzelhändler und Erzeuger aus der Region Westerwald ihre Produkte und Dienstleistungen. Bei der Bestellung entscheiden die Käufer selbst, ob sie ihre Einkäufe vom „wällermarkt“-Lieferdienst bringen lassen oder persönlich abholen. Der „wällermarkt“ gilt als bislang flächenmäßig größte Local-Commerce-Plattform in Deutschland.

    Das Going Live, erste Erfahrungen und Learnings

    „Nach dem Going Live des „wällermarkts“ im April 2022 verzeichneten wir einen starken Anfangsrun auf der Plattform. Nach einigen Wochen hatten sich die Interessenten einen ersten Eindruck verschafft und die Klick- und Kaufzahlen normalisierten sich.“, beschreibt Abresch die Anfänge des „wällermarkts“.

    Gestartet war man mit insgesamt 50 Einzelhändlern und regionalen Erzeugern auf der digitalen E-Commerce-Plattform. Mittlerweile bieten dort über 80 Unternehmen, überwiegend regionale Händler und Erzeuger, ihre Produkte an – von Textil- und Sportartikeln über Elektronik, Fahrzeugzubehör und Spezialwerkzeug bis hin zu Lebensmittel-Feinkost, Fleisch- und Wurstwaren. Hotels und Restaurants sollen künftig als B-2-B-Kunden hinzukommen.

    Die Kundschaft des „wällermarkts“ ist bunt gemischt: „Sowohl die jüngere Generation, als auch ältere Menschen bestellen regelmäßig online und regional bei uns.“, bestätigt Giehl. „Etwa 20 Prozent der Bestellungen treffen dabei sogar von Kunden außerhalb des Westerwaldes ein – von München bis ins Emsland und Berlin.“

    Der Genossenschaftsgedanke übertragen in ein digitales Geschäftsmodell

    Die Betreibergesellschaft des „wällermarkts“ ist als eingetragene Genossenschaft gegründet worden: Die Wäller Markt eG. „Es war von Beginn an ein Eckpfeiler unseres Konzepts, dass die Gesellschaft die Unternehmensform der Genossenschaft erhalten soll.“, erläutert Abresch. „Die regionalen Anbieter und Erzeuger können sich dem genossenschaftlichen Gedanken viel schneller anschließen als den Vorstellungen anderer Unternehmensformen, da es dort ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl gibt.“, ergänzt Giehl.

    Derzeit zählt die „Wäller Markt eG“ 316 Genossenschaftsmitglieder. Ziel ist es, 500 Genossenschaftsmitglieder für das Projekt zu gewinnen. Die ADG ist selbst auch Mitglied in der Wäller Markt eG und fördert die regionale Plattform. 

    Ist der „wällermarkt“ zukunftsfähig?

    „Wir wünschen uns, dass wir die Kundenfrequenz, die Kaufaufträge und auch die Anbieterzahl sowie die Markenbekanntheit des wällermarkts weiter erhöhen können.“, äußert Giehl. „Nur so können wir uns dauerhaft am Markt etablieren.“

    „Natürlich gibt es auch viel Gegenwind und viele Skeptiker, die sagen, der wällermarkt ist nicht zukunftsfähig. Aber das ist das Kennzeichen jeder Innovation.“, stellt Abresch fest. Und die Plattform entwickelt sich stetig weiter: Künftig soll der „wällermarkt“ auch zu einer Business-to-Business-Plattform erweitert werden. Dadurch soll die Logistiklücke zwischen den landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben und der regionalen Gastronomie geschlossen werden. Abresch und Giehl stehen dazu in engem Austausch mit einigen Gastronomen und Erzeugerbetrieben im Westerwald, die diese Idee unterstützen.