„Team statt Ego“ – den Erfolgsfaktor, den Martin Strobel in seiner Profi-Karriere als Handballer erst nach und nach für sich verinnerlichen konnte, gibt der Business-Coach nun an seine Kunden weiter. Der frühere Nationalspieler und Europameister vermittelte diese Botschaft auch den Bankvorständen beim „8. ADG-Vorstandsforum“:
„Es nützt nichts, wenn alle den Ball gleich hart werfen – wir brauchen Vielfalt. Und die brauchen sie genauso. Erst wenn Sie sich selbst und andere erfolgreich steuern, können vorhandene Potenziale voll ausgeschöpft werden.“
Genauso betonte Strobel die Selbstbestimmung, die jeder in einem Team benötige, um am Ende des Tages die volle Kraft zu entfalten: „Ich hatte Trainer, die mich sehr eingeschränkt haben. So konnte ich als Spielmacher aber nie meine Kreativität entfalten. Geben Sie Ihren MitarbeiterInnen diese Freiheiten! Es ist doch wohl wichtiger, am Ende die Medaille in der Hand zu halten, statt mit dem Torschützenkönig-Titel nur auf Platz zwei zu stehen. Geben Sie den Ball ab! Auch andere können Tore werfen, nicht nur Sie selbst. Ich habe das im Laufe meiner Karriere erkannt. Erst der Prozess vom ‚Ich‘ zum ‚Wir‘ führt zu einem nachhaltigen Team- beziehungsweise Unternehmenserfolg.“

Was macht Macht mit uns?
Ist es möglich, Führungskraft zu sein, ohne Macht zu mögen? Diese Frage stellte Silke Strauß von Strauss Executive im Vorstandsforum. Die Antwort war eindeutig: nein. Doch die Beraterin für wirtschaftliche, politische und soziale Organisationen verwies in ihrem Vortrag „Die Macht der (Ver)Führung – Fluch oder Segen?“ auf die „Dunkle Triade“, die Gefahren, die mit Macht einher gehen: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie.
„Macht verändert Identität“
, machte Silke Strauß den Teilnehmenden bewusst. In diesem Zusammenhang stellte sie die Wissenschaftstheorie der „Leadership Derailer“ vor. Derailer, also Entgleisungen, sind Schwächen, die im schlimmsten Falle ganze Organisationen ins Verderben führen können. Als häufigste Kennzeichen werden in der Literatur Persönlichkeitsmerkmale wie Arroganz, Kälte, Neigung zum Vertrauensbruch, Unsensibilität oder auch das Unvermögen, sich an Veränderungen anzupassen, genannt.
Silke Strauß machte klar: "Erst wer an diesen Derailern arbeitet, kann sein volles Potenzial ausschöpfen. „Leider führen persönliche Derailer nicht nur zu Fehlern bei einzelnen – auch und gerade – talentierten Führungskräften, sondern häufig eben auch zu schleichenden Ineffizienzen in ganzen Organisationen“, so die Expertin für Führungsfragen.
Die Macht der Wahrnehmung
In jede Menge verblüffte und irritierte Gesichter schaute Claudio Thunsdorff, Polizeipsychologe an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, während seines interaktiven Vortrags „Die böse Absicht hinter dem Lächeln? Was Mimik und Gestik über unser Gegenüber verraten“. Wie schnell man sich von äußeren Merkmalen wie Gesicht, Mimik, aber auch Frisur und Kleidung täuschen lässt, das merkten viele der Bankvorstände unter anderem beim Blick auf das Foto einer Doppelmörderin. Der so genannte Halo-Effekt wird durch Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und eigene Erfahrungen beeinflusst.

Auch sonst lassen wir uns durch viele Dinge „steuern“, wie beispielsweise der „Rosenthal-Effekt“ zeigt, der zu einer „selbsterfüllten Prophezeiung“ führt. So testete der Wissenschaftler Rosenthal zu Beginn eines Schuljahres alle Kinder der 1. Klasse einer Schule. Dann gab er den Lehrern die Namen einzelner Schüler, die dem Testergebnis zufolge eine „ungewöhnlich gute schulische Entwicklung“ nehmen sollten. Die Namen der „Hochbegabten“ waren allerdings tatsächlich streng nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und nicht hochbegabt. Die Erwartungen der Lehrer jedoch hatten einen Einfluss auf die Leistungsbeurteilung.
Der Kontrast-Effekt dürfte schon vielen im Berufsleben begegnet sein – und wurde von Claudio Thunsdorff anhand eines Bewerbungsgespräches aufgezeigt: Angenommen, nach dem besten, leistungsstärksten Bewerber folgt im Vorstellungsgespräch ein durchschnittlicher Bewerber. Wird das vorherige Gespräch Einfluss auf den nachfolgenden Bewerber haben? Ja – er wird im Regelfall mit seiner durchschnittlichen Leistung schlechter bewertet werden, als wenn vor ihm ein eher schlechter Bewerber dran gewesen wäre.
Doch Thunsdorff konnte den Teilnehmenden, die bei dem ein oder anderen Selbsttest Schwierigkeiten hatten, neben den entsprechenden Tools mit auf den Weg geben:
„(Selbst-) Wahrnehmung kann man lernen. Die Reflexion darüber, dass man sich bewusst ist, leicht getäuscht werden zu können, ist am wichtigsten.“