• Welche „schwarzen Schwäne“ beeinflussen die Außenwirtschaft Europas und Deutschlands? Das „27. Außenwirtschaftsforum 2023“ gab Aufschluss. 
ADG Akademie

Schwarze Schwäne in der Außenwirtschaft

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Pandemie, Krieg in der Ukraine, explodierende Energiepreise – dynamische Zeiten, die jedes international agierende Unternehmen fordern, so auch den Außenhandelsbereich von Genossenschaftsbanken. Welche volkswirtschaftlichen Trends und Perspektiven es gibt, welche Folgen ausbleibende russische Gaslieferungen für die deutsche Energieversorgung haben und wie Lösungen von Auslandsexperten aus der Genossenschaftlichen FinanzGruppe aussehen, zeigte das diesjährige „27. Außenwirtschaftsforum 2023“. 

„Die rekordhohe Inflationsrate wird in den kommenden Jahren langsam zurückgehen. Die Konjunktur erholt sich allmählich.“, prognostizierte Dr. Christoph Swonke, Research-Analyst bei der DZ Bank, im Rahmen des „27. Außenwirtschaftsforums 2023“. Für Deutschland und die USA rechne er für 2023 mit einem rückläufigen Wirtschaftswachstum von -0,2 Prozent. Anders sieht es für China aus: Hier erwartet Swonke unter anderem durch die Lockerung der Null-Covid-Strategie ein deutlich höheres Wachstum.

Veränderte Prioritäten und neue Herausforderungen

Auf Basis der Annahmen, dass die Corona-Pandemie endemisch und die Gefahr einer Energiekrise abgemildert, aber nicht vollständig gebannt werde, identifiziert Swonke insgesamt fünf Prognoserisiken für die globale Außenwirtschaft. Er bezeichnet sie als „schwarze Schwäne“. Ein „schwarzer Schwan“ ist demnach ein plötzliches, unerwartetes und unvorhersehbares Ereignis, das sehr selten auftritt und potenziell große Folgen für die Weltwirtschaft und den Finanzmarkt hat. Für Swonke könnten dies in den kommenden Jahren Folgende sein:

  • Eskalation des Ukraine-Kriegs mit höherer Einbindung der NATO
  • Größere Spannungen zwischen USA und China aufgrund von Taiwan
  • Rechtsruck der USA mit stärkerer Binnenorientierung durch Präsidentenwahl 2024
  • Neue weltwirtschaftliche Blockbildung: liberale Demokratien vs. Autokratien
  • EU verliert an Handlungsfähigkeit (durch Aufnahme weiterer Mitglieder und das mehrstimmige Entscheidungsprinzip)  

Angesichts dieser Risiken stellen sich der Weltwirtschaft neue Herausforderungen, die veränderte Prioritäten mit sich bringen. Der Wettbewerb um kritische Rohstoffe und die Nachfrage nach einer Diversifikation der Energiequellen werden bedeutender. Gleichzeitig steigt der Bedarf eines Schutzes der kritischen Infrastruktur vor gravierenden Cyberattacken. Nicht zuletzt stellen fehlende Arbeits- und Fachkräfte in Folge des demographischen Wandels für Unternehmen eine Herausforderung dar, die es zu meistern gilt. 

Umbruch in der europäischen Energieversorgung

Der Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden politischen Sanktionen zeigen deutlich auf, wie abhängig die europäische Energieversorgung von Russland ist. „Deutschland ist eine Energie-Importnation.“, sagt Andreas Fischer, Economist für Energie und Klimapolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Dennoch konnte Deutschland den Import von Steinkohle, Rohöl sowie Erdgas aus Russland im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren deutlich senken. Das liegt unter anderem daran, dass Deutschland vermehrt auf den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus verschiedenen Ländern weltweit setzt.

Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist LNG in der Regel klimaschädlicher als Erdgas, das über Pipelines transportiert wird. Zur Diversifizierung der Exportländer und einer verbesserten Versorgungssicherheit kann ein Ausbau der LNG-Infrastruktur im Zuge der Energiewende hingegen beitragen.

„Wir haben vor allem ein europäisches Problem.“, stellt Fischer weiter fest, der einen rasanten Gaspreisanstieg in Europa seit 2021 erläutert. Die USA sind Selbstversorger, viele asiatische Länder setzen schon länger auf den Import von LNG. Notwendige Maßnahmen für eine stabile Energieversorgung ohne neue Abhängigkeiten aus seiner Sicht: Den Erdgasverbrauch senken, die Energiequellen und ihre Lieferanten diversifizieren, LNG-Terminalkapazitäten erhöhen und vor allem die Erneuerbaren Energien weiter ausbauen als auch auf klimafreundliche Energieträger wie Wasserstoff setzen.  

VR International Hessen: Ein Kooperationsmodell

Die europa- und weltwirtschaftlichen Entwicklungen wirken sich auch auf die Auslandsgeschäfte von Genossenschaftsbanken aus. Wie man sich trotz der unsicheren Zeiten für seine Mitglieder und Kunden im Firmenkundengeschäft als souveräner und verlässlicher Partner im internationalen Markt positioniert, zeigt die VR International Hessen.

VR International Hessen ist eine Kooperation der sechs Genossenschaftsbanken Volksbank Mittelhessen, des VR-Bankvereins Bad Hersfeld-Rotenburg eG, der Volksbank Lauterbach-Schlitz eG, der VR Bank Main-Kinzig Bündingen eG, der Rheingauer Volksbank eG und der Volksbank Heuchelheim eG. Unter Federführung des Außenhandels der Volksbank Mittelhessen ist VR International Hessen zentraler Ansprechpartner für die Beratung und Abwicklung des Auslandsgeschäfts der Partnerbanken bzw. von deren Kunden. Dies reicht von der Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs, dokumentärer Absicherungsinstrumente wie Akkreditive, Inkassi sowie Auslandsgarantien und dem Devisengeschäft bis hin zu Exportfinanzierungslösungen unterschiedlicher Art.

„Durch eine breite Expertise in der Außenhandelsberatung und -abwicklung, unsere Präsenz in der Fläche sowie unser breites und weltweites Netzwerk an Kooperationspartnern können wir unsere Kunden auch bei speziellen und komplexen Außenhandelstransaktionen sicher begleiten.“, erklärt Marco Pitz, Leiter VR International Hessen.

Ein genossenschaftliches Kooperationsmodell, das auch ein Erfolgsmodell für andere Regionen und Genossenschaftliche Kreditinstitute sein könnte.