„Verändern Sie Ihre Strategie. Sonst tun es andere für Sie.“, prognostizierte Dr. Mirco Kübler, Geschäftsführer der ADJUVAMUS® – Gesellschaft für Bankmanagement mbH, den Teilnehmern des „16. Vorstandsforum Gesamtbanksteuerung“ auf dem Campus Schloss Montabaur.
Fusionen, Filialschließungen, neue Herausforderungen durch den Zinsanstieg, ESG-Kriterien oder KI – vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen stellt sich für Vorstände die Frage: Welche Mechanismen zur strategischen Steuerung der Kreditinstitute greifen unter den veränderten Marktbedingungen künftig?
Kübler konfrontierte die Teilnehmer mit elf Thesen, nach denen Gesamtbanksteuerer ihr betriebs- und risikowirtschaftliches Handeln stets ausgerichtet haben. Das Fazit aus der Diskussion in der Runde: Alle diese Thesen treffen noch immer zu und bilden einen wertvollen Orientierungsrahmen – aber nicht uneingeschränkt. Eine sinnvolle Gesamtbanksteuerung muss an die heutigen Anforderungen angepasst werden.
Was Daten verraten
Die Auswertung und der Vergleich von Daten können bei den Lösungsansätzen in der Gesamtbanksteuerung helfen. „ROE > COE: Der „Return on Equity (ROE)“ muss mindestens so groß sein wie der „Cost of Equity (COE)“, damit das Geschäftsmodell eines Unternehmens tragfähig ist.“, so Dr. Niklas Lach, Geschäftsführer der beikelach | unabhängige managementberatung GmbH. Eine wichtige Rechnung, die auch für den bankaufsichtlichen Überprüfungsprozess eine große Rolle spielt.
Anhand von drei Kennzahlen, die einen Vergleich zu zentralen betriebs- und risikowirtschaftlichen Daten sämtlicher über 1.100 Genossenschaftsbanken und Sparkassen (LSIs) liefern, ist eine Geschäftsmodellanalyse der Unternehmenstragfähigkeit möglich, erklärt Lach weiter.
Diese drei Kennzahlen sind:
- ERIX (Effizient-Resistenz-Index): Betriebswirtschaftliche Effizienz und Resistenz gegen Kapital- und Ertragsrisiken
- EffPot (Offenes Effizienzpotenzial): Ergebnissteigerungspotenzial bei Steigerung der Effizienz auf Benchmark-Niveau
- RAX (Auffälligkeitsindex): Regulatorische Auffälligkeit eines Instituts anhand eines breit gefächerten Kennzahlensets
Geschäftsmodellspezifische Unterschiede
Mithilfe der „ERIX“-App können sich Institute auf einer Skala von 0-100 Prozent im Vergleich mit anderen Genossenschaftsbanken und Sparkassen hinsichtlich ihrer Ressourceneffizienz, Ertragsrisiko- und Kapitalrisikoresistenz messen lassen – und nach Lösungen suchen.
Laut Lach lassen sich aus den Daten auch geschäftsmodellspezifische Unterschiede ablesen. So erweisen sich kleine Finanzinstitute in diesem Vergleich durchschnittlich oft als effizienter und widerstandsfähiger als größere Banken.
Ausgehend von dieser Datenanalyse lassen sich bankindividuelle Schlussfolgerungen zur Vorbereitung des Instituts auf eine mögliche bankaufsichtliche Prüfung ziehen. Lachs Vorstellung von einem sinnvollen Bankaufsichtsgespräch: „Ich würde als Aufsicht nicht mehr nach dicken Controlling-Ordnern verlangen, sondern dem Bankvorstand Stift und Papier geben und sagen: Erklären Sie mir Ihr Geschäftsmodell und was es tragfähig macht, in 15 Minuten.“