ADG Akademie

    Das neue Wir-Gefühl im regionalen Ökosystem

    von Monika Schaaf

    Wie lässt sich der originäre Gemeinschaftsgedanke von Genossenschaften in zeitgemäßen Geschäftsideen in Wirkung bringen? Die TeilnehmerInnen des 45. TOP – Trainingsprogramm Oberste Personalebene – gingen eine Woche lang auf dem Campus Schloss Montabaur der Frage nach dem genossenschaftlichen Selbstverständnis auf den Grund.

    Als drei ChangemakerInnen aus dem jungen Genossenschaftssektor beim neuen TOP-Baustein „Genossenschaftliches Selbstverständnis“ von ihren Projekten erzählten, reflektierten die Teilnehmenden, was ihnen beziehungsweise ihrer Bank im beruflichen Alltag häufig abhanden zu kommen droht: das Erleben des genossenschaftlichen Prinzips, die Mitgliederpartizipation. Das, wofür Genossenschaften eigentlich stehen. Das, was diese jungen Genossenschaften, die auf dem Campus Schloss Montabaur ihre Ideen vorstellten, auszeichnet.

    #weilesimmersowar

    Björn Adam sowie Matti Pannenbäcker, Unternehmer und Organisationsberater – die Moderatoren des Moduls „Genossenschaftliche Vielfalt erleben und konzeptionelle Potenziale erkennen“ – hatten die TOP-Teilnehmenden aufgefordert, mit drei Hashtags zum Ausdruck zu bringen, warum sie Mitglied in einer Genossenschaft geworden sind. Ein Hashtag, der sich in ähnlicher Form durch den TeilnehmerInnenkreis zog: #weilesimmersowar

    Mit der Bankkontoeröffnung – spätestens aber mit der Aufnahme der Arbeit bei einer Genossenschaftsbank – sind die meisten auch Mitglied derselben geworden. Doch was meistens fehlt: die Umsetzung des genossenschaftlichen Prinzips. Einer der Gründe, warum der Baustein zum „genossenschaftlichen Selbstverständnis“ mit in das TOP aufgenommen wurde. Es ging in die Tiefe, die Sinnfrage wurde gestellt und diskutiert: Handelt es sich bei Genossenschaftsbanken um eine einfache Rechtsform hinter einer schönen Idee, die sich überholt hat? Oder könnten Genossenschaftsbanken zu genossenschaftlichen Ökosystemen in ihren Regionen werden?



    Gemeinsam wirksam

    Ob durch Leon Fryszer von Krautreporter, der sein digitales Geschäftsmodell von unabhängigem Journalismus vorstellte, durch Johanna Kühner von SuperCoop Berlin eG mit einem von Mitgliedern betriebenen regionalen Supermarkt zu fairen Preisen oder durch Jessica Dittmar von polypoly, die eine App entwickelt haben, mit der persönliche Daten künftig unter Kontrolle der Nutzer bleiben sollen statt bei Datenmonopolisten zu landen – die TeilnehmerInnen des TOP spürten den Community-Gedanken in diesen jungen Organisationen.

    Der Workshop hatte seinen Zweck erfüllt: Die Genossenschaftsbanker wurden von den ChangemakerInnen inspiriert und entwickelten Ideen, wie sie die Bedürfnisse ihrer Mitglieder erfahren und bedienen können, wie sich ihr Förderzweck mit einer strategischen Ausrichtung verbinden lässt und wie die Möglichkeiten des Netzwerks gelebt werden können.

    Am Ende waren sich alle einig: Wenn es den Genossenschaftsbanken gelingt, aus einer „formellen“ eine „emotionale“ Mitgliedschaft zu gestalten, wenn ein „Wir-Gefühl“ entwickelt werden kann – dann sind ihre Chancen größer denn je, in heutigen Zeiten auf der Suche nach Regionalität und Gemeinsamkeit, ihr Potenzial als genossenschaftliches Ökosystem in der Region auszuspielen.