ADG Akademie

    Warum Institute eine gelebte Risikokultur brauchen

    von

    Insbesondere nach der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise gewinnen Diskussionen um die Notwendigkeit einer Risikokultur in Kreditinstituten immer mehr an Bedeutung. Laut Dr. Mirco Kübler, der als Geschäftsführer der ADJUVAMUS® - Gesellschaft für Bankmanagement mbH Institute bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle begleitet, bietet eine klare Risikokultur weitreichende und oft unterschätzte Vorteile für Kreditgenossenschaften.

    Was verstehen Sie unter Risikokultur?

    Kübler: Risikokultur ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur eines Unternehmens und beschreibt das Verständnis über den grundsätzlichen Umgang mit allen Risiken des eigenen Geschäftes. Das Geschäftsmodell einer Kreditgenossenschaft beschreibt die Funktion und die satzungsgemäße Zielsetzung, mit der sie Leistungen anbieten und Gewinne erzielen möchte. Insoweit ist die Risikokultur ein beschreibender Faktor des Geschäftsmodells.

    Welche Vorteile und Synergien bietet sie für ein Institut?

    Kübler: Eine möglichst klare, authentische Risikokultur kann den Mitarbeitern als Leitlinie für ihr Verhalten dienen. Umso verständlicher die gelebte Risikokultur im Institut ist, desto leichter fällt es dem Institut, seine Geschäftsidee zu erfüllen. Als wichtiger Baustein der Unternehmenskultur bietet eine klare Risikokultur weitreichende, oft unterschätzte Vorteile. Diese finden sich nicht allein im Bereich des Risikomanagements sondern in vielen weiteren – nicht immer trennscharf abgrenzbaren – Bereichen. Es lohnt sich also für jedes Institut, seine klare eigene Risikokultur zu leben.

    Inwieweit haben Banken  das verinnerlicht?

    Kübler: Viele Institute unterschätzen den Wert der Risikokultur. Begründet ist das aus unserer Erfahrung durch den nicht immer offensichtlichen Nutzen und durch die leider nicht 'lehrbuchartige' Entwicklung. Die aufsichtsrechtlichen Überlegungen zum Thema haben jedoch in den Banken die Diskussion angeregt. Natürlich besitzen die Institute aber ein Risikobewusstsein. Die Frage ist insoweit weniger, 'ob' sondern vielmehr 'welches' Risikobewusstsein vorhanden ist.

    Wie gelingt es Banken, ein Umdenken herbeizuführen?

    Kübler: Die zukunftsorientierte Ausrichtung, die Entwicklung des Geschäftsmodells und auch der Anstoß zu einem Kulturwandel, muss vom Vorstand ausgehen. Die Entwicklung ist jedoch ein laufender Prozess, bei dem jeder Mitarbeiter wichtige Verantwortung übernimmt. Insoweit ist es von entscheidender Bedeutung, dass auch der gesamte Prozess authentisch verläuft. Banken sollten zunächst ein Bewusstsein entwickeln, warum die 'richtige' Betrachtung von Risiken und der Umgang mit diesen, für die eigene Geschäftsidee existentiell ist. Alle beteiligten Personen müssen verstehen, welche Funktion die Risikokultur für das eigene Institut hat. Zudem müssen sich die Identität und die Unternehmens- und Risikokultur einer Genossenschaftsbank gleichermaßen an einem differenzierten kooperativen Leadership-Modell orientieren. Darauf aufbauend können dann Strukturen entstehen, die es allen Mitarbeitern ermöglichen, das nötige Verständnis zu entwickeln. Am Ende ist die vorhandene Risikokultur für alle Mitarbeiter gelebte Praxis.

    Welche Rolle spielen genossenschaftliche Werte?

    Die genossenschaftliche Idee muss grundlegend kulturprägend in den Instituten wirken. Gerade die gelebten genossenschaftlichen Werte spielen für die Risikokultur und ihre Entwicklung eine große Rolle. Die Orientierung an den Kunden und Mitgliedern bedarf einer authentisch genossenschaftlichen, risikoorientierten Basis. Diese Werte sind kein Selbstzweck, sondern ermöglichen auch eine authentische Abgrenzung im Markt.

    Warum es organisatorisch sinnvoll erscheint, die Risikokultur als Teil der Unternehmenskultur zu etablieren, lesen Sie auch im aktuellen White Paper „Risikokultur in Genossenschaftsbanken"